Als ich älter war

Damals, als ich älter war,
in der fünften Jahreszeit,
ein Vogelnest auf meinem Kopf
von Deckungsaufgaben befreit,
mit Ketchup-Flecken auf dem Hemd
und Eiscreme in der Hand,
spazierte ich an eurem Haus vorbei,
war dabei ganz entspannt.
Hab frisch geduscht und eingecremt
aus Spaß und Völlerei
mit Negerküssen dich bekriegt,
sag, waren wir da frei?
Frei wie dieser Vogel
auf beheiztem Ast
oder wie der Freigänger
von lebenslanger Haft?

Der Maurer wurde Lehrer da,
der Bettler wurde Stenz,
und alle fett wie Elvis,
in ihren Graceland-Appartments.
Und Bauern, Damen, Könige
mit Kronen nur im Mund,
träumten davon, frei zu sein
wie der Vagabund.
Doch die auf Reisen gingen,
kamen bald wieder zurück,
das Maisfeld stand ja meterhoch,
sag, hatten wir da Glück?
Glück wie die Drückerkolonne
im Holiday Inn
oder das dem Tod geweihte Kind
in Sommerferien?

Und bunte Tiere lungerten
am Springbrunnen der Zeit,
und Tauben pickten drumherum
und wußten längst Bescheid,
Bescheid wie auch der Prediger der
permanenten Rebellion,
der heute einen Trinker spielt
in 'ner Reality-Sitcom.
Brot und Rosen, Kaffee und Kuchen,
Trauerweiden überm Teich,
darauf glitten die Schwäne hin,
sag, waren wir da reich?
Reich wie die Waltons-Family
im Carrington-Palast
oder die Kakerlake
im Abschiebeknast?

Doch dann war London calling
to our far-away-town,
im Kellerregal landeten da
manch Buch und manch ein Traum,
als Kinder mit den Ratten schon
wühlten durch den Müll
und Pfaffen lauthals "Freiheit" schrien,
das klang jetzt wie Kriegsgebrüll.
Dann nach der großen Seuche
und zwei oder drei Havarien
wollten selbst die Wildesten
wieder ganz viele Kinder kriegen,
und ich, ich brach zusammen
wie das Kellerregal,
doch diese Zeitanomalie
war ja immerhin real.